Frauenfeld

Die enge Verbindung zwischen Kufstein und der Schweizer Stadt Frauenfeld hat ihre Wurzeln in den schweren Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg. Auch Kufstein blieb von der Zerstörung des Krieges nicht verschont – Bombardements und Artilleriebeschuss richteten schwere Schäden an. Nach Kriegsende im Mai 1945 wurde die Stadt zunächst von den Amerikanern besetzt und später der französischen Besatzungszone zugeteilt. Die Versorgungslage war katastrophal, insbesondere fehlten Lebensmittel und lebensnotwendige Güter.

Im Frühjahr 1946 startete der Schweizerische Städteverband eine Hilfsaktion für Tiroler Städte. Frauenfeld entschied sich, Kufstein als Patenstadt zu unterstützen. Innerhalb kürzester Zeit mobilisierte die Bevölkerung umfangreiche Hilfsgüter: Hausrat, Kleidung, Lebensmittel und Medikamente wurden gesammelt. Am 8. August 1946 erreichte der erste Transport mit über 12 Tonnen Hilfsgütern Kufstein – eine Geste der Solidarität, die bis heute nachwirkt.

Neben materieller Hilfe ermöglichte Frauenfeld 1947 auch eine Kinderhilfsaktion: 50 unterernährte Kufsteiner Kinder durften für drei Monate in Frauenfeld neue Kraft schöpfen. Trotz bürokratischer Hürden setzte sich die Stadt immer wieder für ihre Patenstadt ein – bis hin zu speziellen Baumaterialien für ein Altersheim in Kufstein.

Mit den Jahren verbesserte sich die Lage in Kufstein, und 1949 wurden die Hilfsaktionen offiziell beendet. Doch aus der damaligen Nothilfe entwickelte sich eine tiefe und nachhaltige Städtefreundschaft.

Besuche von Delegationen, Musikvereinen und Sportmannschaften prägten die kommenden Jahre und stärkten die Verbindung zwischen den beiden Städten. 1950 besuchte die Stadtmusik Frauenfeld Kufstein, ein Jahr später folgte die Stadtkapelle Kufstein mit einem Gegenbesuch in Frauenfeld – der Beginn einer langjährigen Tradition des kulturellen Austauschs.

Was als Hilfsaktion begann, ist heute eine gelebte Städtefreundschaft. Kufstein und Frauenfeld pflegen einen engen Austausch, sei es durch kulturelle Veranstaltungen, Sportbegegnungen oder offizielle Besuche. Diese Verbindung erinnert nicht nur an die Vergangenheit, sondern zeigt, wie aus Solidarität und Unterstützung eine tiefe Freundschaft zwischen zwei Städten entstehen kann.