23. September 2024
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Internationale Pflegefachkräfte in Kufstein
Zwei Kolumbianerinnen helfen, dem Pflegekräftemangel entgegenzuwirken
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Um dem Pflegekräftemangel in Kufsteins Altenwohnheimen zu begegnen, ergreift die Stadt konkrete Maßnahmen. Bereits 2023 wurde daher die Akquise ausländischer Pflegefachkräfte vom Gemeinderat beschlossen. Am 27. November sind die ersten beiden Pflegerinnen – Maria Andrea P. H. (24) und Susana Carolina L. A. (33) – im Rahmen dieser Initiative angereist. Vierzehn weitere Pfleger:innen werden voraussichtlich im kommenden Jahr aus Kolumbien, Indien und von den Philippinen folgen.
Globale Lösungen für lokale Herausforderungen
Aufgrund der demografischen Entwicklung und sinkender Absolvent:innenzahl der Pflegeschulen im Inland wird der steigende Bedarf an Pflegepersonal in Zukunft nicht mehr allein durch inländische Arbeitskräfte abgedeckt werden können. Angesichts dessen holt die Stadt Kufstein gemeinsam mit professionellen Personalvermittlungsunternehmen, wie Talent&Care oder der CWL-Personal GmbH, aktuell Pflegefachkräfte aus dem Ausland.
Der umfassende Prozess beginnt mit der Sichtung der Bewerbungsunterlagen und Online- Gesprächen. Nach einer Zusage erhalten die Kandidat:innen eine Einstellungsbestätigung und beginnen noch in ihrem Heimatland mit dem Deutschkurs (B1-Niveau). Begleitend dazu bereiten Online-Workshops die Pflegekräfte auf die Nostrifikation und ihr zukünftiges Arbeitsumfeld in Kufstein vor.
Die aus Córdoba stammenden Pflegerinnen Susana Carolina (33) und Maria Andrea (24) sind Ende November gemeinsam in Kufstein angekommen. Erstere war bereits seit 2014 Pflegerin in einem Krankenhaus in Kolumbien, letztere hat gerade ihre vierjährige Pflegeausbildung an einer kolumbianischen Universität absolviert. Beide arbeiten jetzt als Pflegeassistentinnen im Pflegeheim Innpark, wo sie nach ihrer Nostrifizierung in etwa einem Jahr das Team als diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerinnen unterstützen werden. In Kufstein leben sie momentan in einer kürzlich von der Gemeinde erworbenen Wohnung im Stadtzentrum, bei der sie ortsübliche Miete zahlen. „Die Wohnung ist sehr gemütlich und wir fühlen uns wirklich wohl. Vor allem die Lage ist super, da alles Notwendige in unserer Nähe ist“, erzählt Maria Andrea.
Die Pflegerinnen wurden in ihren ersten Tagen von Kufsteins Integrationsbeauftragten Meral Sevencan bei allen notwendigen Behördengängen unterstützt. Denn erst mit Aushändigung der Rot-Weiß-Rot-Karte konnten Maria Andrea und Susana Carolina am 9. Dezember ihre Arbeit als Pflegefachassistentinnen aufnehmen.
Familie darf nachkommen
Auf die Frage, warum sie sich für eine Karriere in Österreich entschieden haben, geben beide die gleiche Antwort: „Hier gibt es eine viel höhere Sicherheit, man hat mehr Rechte und persönliche Entwicklungsmöglichkeiten.“ Susana Carolina ergänzt: „Ich habe einen vierjährigen Sohn, der aktuell noch gemeinsam mit meinem Ehemann in Kolumbien ist. In ungefähr einem Jahr möchte ich die beiden nachholen, um meiner Familie eine bessere Zukunft zu ermöglichen.“
Maria Andrea hat wiederum keine Pläne, Familie in ihr neues Heimatland zu bringen, freut sich aber auf Urlaubsbesuche ihrer Verwandtschaft.
Damit Ehepartner:innen und Kinder nachreisen können, müssen die Pfleger:innen zunächst nostrifiziert werden, in eine größere Wohnung ziehen und mindestens Deutsch-B2-Niveau beherrschen. Bei diesen „Hindernissen“ hilft die Stadt Kufstein, damit gewährleistet werden kann, dass alle neuen Mitarbeiter:innen, sofern gewollt, ihre Pläne zur Familienzusammenführung verwirklichen können. So wurde zum Beispiel trotz der guten Deutschkenntnisse der beiden bereits wenige Tage nach ihrer Anreise ein Intensivdeutschkurs für die Kolumbianerinnen organisiert. Um zu Beginn dennoch etwaige Kommunikationslücken bei wichtigen Terminen zu überbrücken, wurde zudem der städtische Mitarbeiter Ricardo Daniel Jiménez Aguilera aus Mexiko als Dolmetscher eingesetzt.
Generell absolvieren alle rekrutierten Fachkräfte innerhalb von zwei Jahren verpflichtende Anpassungslehrgänge und Prüfungen, um sich als diplomierte Gesundheits- und Krankenpfleger:innen zu qualifizieren.
Neue Eindrücke in Kufstein
Vor ihrem ersten Arbeitstag durften Susana Carolina und Maria Andrea bereits ihre Kolleginnen im Pflegeheim Innpark kennenlernen und freuten sich nicht nur über die Freundlichkeit dieser, sondern auch über die großen Einrichtungen. In Kolumbien gibt es, wie die beiden erklärten, nur wenige Pflegeheime, von denen die meisten privat und daher teuer sind. Viele Menschen pflegen ihre Großeltern innerhalb der Familie, weswegen die beiden vor ihrer Ankunft in Krankenhäusern gearbeitet haben. Susana Carolina freut sich auf den Szenenwechsel: „Es ist sehr schön, Menschen zu helfen, vor allem alten Menschen.“
Zukunftspläne
Auch in Zukunft wollen Susana Carolina und Maria Andrea in Kufstein leben und arbeiten. Bereits jetzt berichten sie davon, dass die Stadt ihren Erwartungen entspricht. „Ich habe vor meiner Abreise überall nur noch Bilder von Österreich gesehen. Und ich wurde nicht enttäuscht. Kufstein ist wirklich schön und ruhig“, betont Susana Carolina. Natürlich gab es auch den ein oder anderen Kulturschock: „Dass am Sonntag alles geschlossen hat, war wirklich eine Überraschung. Auch die Organisiertheit und Pünktlichkeit der Österreicher:innen sind für uns neu.“
Und keine Sorge – die besinnliche Zeit lassen Susana Carolina und Maria Andrea sich trotz Lebensumstellung nicht entgehen. Sie haben nicht nur schon Kiachl beim Weihnachtsmarkt in Kufstein gegessen, sondern bereits Pläne für Weihnachten in Österreich. Kurz nach ihrer Ankunft ist eine befreundete Pflegerin aus Kolumbien in Salzburg angekommen. Diese wollen sie gerne besuchen, um ein gemeinsames Weihnachtsfest zu verbringen.
Letztlich zeigt Kufstein mit diesem Konzept, welches in anderen Orten Österreichs bereits bestens funktioniert, wie innovative Maßnahmen langfristig einen Beitrag zur Sicherstellung der Pflegequalität leisten können. Zudem erhalten qualifizierte Menschen aus anderen Ländern die Möglichkeit, sich in Österreich ein Leben aufzubauen. Ein sehr sinnvolles Quid pro quo also, von dem alle Beteiligten profitieren.
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