23. September 2024
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Kufsteins Brücken nach bedeutenden Frauen benannt
Im Juli wurde vom Gemeinderat die Benennung von elf Kufsteiner Brücken nach bedeutenden Frauen in unserer Stadtgeschichte beschlossen. Ziel des nun umgesetzten Antrags ist es, historisch bedeutsamen Frauen in der Geschichte Kufsteins eine stärkere Repräsentation im öffentlichen Raum zu geben. Eine Tafel an der jeweiligen Brücke informiert über die namensgebende Person.
Sieghilde Pirlo-Hödl-Brücke (Klammstraße)
Sieghilde Pirlo-Hödl (1905-1978) war Malerin und Grafikerin aus Kufstein. Ihre Ausbildung führte sie von Wien über Paris, Florenz und Berlin. Sie war Mitglied der „Wiener Secession“ und schuf impressionistische Landschafts- und Naturbilder, beeinflusst von ihrer Tiroler Heimat und ihren südländischen Erfahrungen. Manche ihrer Werke sind heute u. a. im Besitz der Albertina und der Tiroler Landesregierung.
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Therese Zöttl-Brücke (Wagingerstraße)
Therese Zöttl (1865-1923) aus Kufstein gelang der Aufstieg von der einfachen Marketenderin zur Gattin des Berliner Großverlegers August Scherl. Selbst Kaiser Franz-Josef I. gehörte zu ihren Verehrern und schenkte der als „Schützen-Resi“ bekannten Zöttl im Austausch für eine Fotografie ein mit Diamanten besetztes Kreuz. Bekannte Maler der Zeit porträtierten sie. Ihr Gesicht zierte auch viele Postkarten.
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Théroigne de Méricourt-Brücket (Major Sieberer-Straße)
Anne-Josèphe Théroigne de Méricourt (1762-1817) war eine belgisch-französische Revolutionärin. Im Jahre 1790 wurde sie auf kaiserlich österreichischen Befehl festgenommen und ein Jahr lang auf der Festung Kufstein eingesperrt. Weil sie unter anderem für die Bewaffnung der Frauen eintrat, wird sie auch als „Amazone der Französischen Revolution“ bezeichnet.
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Kresenz-Huber-Brücke (Praxmarerstraße)
Kreszenz Huber (1822-1902), auch bekannt als „Goaß’n Zenz“ war eine weit über die Stadt hinaus bekannte Kufsteiner Persönlichkeit. Über Jahre hinweg kümmerte sie sich beinahe um sämtliche Ziegen der Stadt und war später als Kräutersammlerin und Kaisertalbotin tätig. Als solche begleitete sie Tourist:innen durch die schöne Berglandschaft.
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Friederikenbrücke (Treidelstraße/Innpromenade)
Friederike (gest. 1839) war eine Kufsteinerin, die sich im Jahre 1839 in jungen Jahren vom Festungsberg herab in den Tod stürzte. Vermutlich geschah dies aus Kummer über die Untreue eines jungen Offiziers, den sie heiß geliebt hatte. Nach seiner Versetzung verehelichte sich der Offizier aber anderswo und informierte Friederike davon in einem Brief. Im Auracher Garten erinnert ein Gedenkstein an Friederike. Ihre Geschichte wurde literarisch schon mehrfach neu bearbeitet.
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Margaretenbrücke (Innbrücke/Innenstadt)
Als Margarete von Tirol-Görz (1318-1369) sich im Jahre 1342 mit Ludwig I. von Bayern-Brandenburg vermählte, wurde Kufstein zum ersten Mal in der Geschichte ein Teil Tirols. Diese Hochzeit erfuhr im ganzen Land große Zustimmung und dies obwohl Papst Clemens VI. sie nicht anerkennen wollte und deshalb ein „Interdikt“ über das Land Tirol verhängte. Margarete und Ludwig wurden
vom Papst „bannt“. Davon unbeeindruckt blieben sie sich treu und herrschten gemeinsam noch neunzehn Jahre lang über Tirol.
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Blanka Teleki-Brücke (Willy Graf-Straße)
Gräfin Blanka Teleki de Szék (1806-1862) war eine ungarische Frauenrechtsaktivistin, Förderin der Frauenbildung und Künstlerin. 1848 forderten Teleki und einige ihrer Schülerinnen in einer Petition die gleichen Rechte für Männer und Frauen, das Frauenwahlrecht und den Zugang zu den Universitäten für Frauen. Für ihr Engagement in der Ungarischen Revolution wurde Teleki zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt und mehrere Jahre lang auf der Festung Kufstein gefangen gehalten.
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Franziska Kinz-Brücke (Innbrücke Endach/Zell)
Die gebürtige Kufsteinerin Franziska Kinz (1897-1980) war einst eine weltbekannte Schauspielerin, die auf den großen Bühnen der deutschsprachigen Welt glanzvolle Rollen spielte, etwa am Deutschen Theater in Berlin oder am Staatstheater München. Auch in vielen Spielfilmen wirkte sie mit. Die überzeugte Vegetarierin engagierte sich auch nachhaltig für den Tierschutz und unterstützte den Bau eines Tierheims in Innsbruck.
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Marie Eder-Brücke (Eibergstraße)
Die gebürtige Kufsteinerin Marie Eder (1824-1908) legte als Opernsängerin eine beeindruckende Karriere hin, u. a. im Theater an der Wien und im Hofoperntheater Stuttgart. Ausgebildet in Wien sang sie Koloratur- und Soubrettenpartien.
Berta-Geist-Brücke (Innbrücke/Eisarena)
Berta Geist (gest. 1941) war Besitzerin eines Textilkaufhauses in der Kinkstraße. Zur Zeit des Anschlusses 1938 war sie wohl die letzte verbliebene jüdische Einwohnerin Kufsteins. Ihr erster Ehemann fiel im 1. Weltkrieg. Ihre zweite Ehe mit einem Kufsteiner Katholiken wurde vermutlich zum Schutz von Mann und Sohn geschieden. Sie entkam der sicheren Deportation durch ihre Flucht über Prag nach England im Jahr 1939.
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Dora Winkler-Hermann-Brücke (Untere Sparchen)
Dora Winkler-Hermann (1910-1983) promovierte 1937 als erste Frau an der Evangelisch-Theologischen Fakultät in Wien ohne Aussicht, in den Pfarrberuf übernommen zu werden. 1945 wird sie gegen alle damaligen Einschränkungen ordiniert und wirkte dann aufgrund des herrschenden Pfarrermangels als Pfarrerin in Kufstein, bis sie von der Kirchenleitung 1947 gezwungen wurde, ihr Amt niederzulegen.
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