Fundstücke mit Vergangenheit
Die Recherchen für das Stadtbuch zur Geschichte Kufsteins im 20. Jahrhundert sind im Gange. Um einen Einblick zu geben, werden hier ‚Fundstücke‘ vorgestellt, die durch das Nachfragen in der Stadt aufgetaucht sind. Sollten auch Sie Erinnerungen und Fotos parat haben oder Ihnen Ergänzungen, Anmerkungen, usw. zum hier Präsentierten einfallen, so melden Sie sich bitte unter stadtgeschichte@stadt.kufstein.at.
Versammlung der Soldaten vor Abzug an die Front
Auf der Rückseite des Fotos findet sich die Notiz: „Versammlung der Soldaten vor Abzug an die Front“. Die Front war jene in Polen Ende 1939. Dieser Angriff der Truppen des NS-Staates war der kriegerische Beginn des 2. Weltkriegs. Mathias Mayer (im Bild in der 2. Reihe der 7. v.l.) überlebte bereits den 1. Weltkrieg, ging als Zugsführer mit den abgebildeten Kameraden in den 2. Weltkrieg – und kehrte zurück. Für viele der Abgebildeten war dies nicht der Fall. Die Tafel an der Kalvarienbergkapelle hinter dem Friedhof lässt die Schicksale erahnen. Mit anderen Überlebenden verband ihn danach das Wirken im Verein der Kaiserjäger.
Für Bild und Informationen der Dank an: Monika Egger
Beerdigung des Tiroler Gross-Industriellen Josef Egger, Ehrenbürger der Stadt Kufstein
Die Beerdigung am 15.1.1926 ist das drittälteste bekannte Filmdokument einer solchen. Davor wurde bei Kaiser Franz Josef und König Ludwig III. und Maria Theresia von Bayern gefilmt. Damit war Josef Egger, Firmen- und Hotelbesitzer und Bürgermeister Kufsteins von 1904-19, in allerbester Gesellschaft. Der „Tiroler Grenzlandbote“ aus Kufstein schrieb am 13.1.1926 zur Person: „Während der Jahre seiner Amtsverwaltung hauptsächlich hat Kufstein sein äußeres Bild und Ansehen so vorteilhaft verändert, daß es die älteren Leute kaum wiedererkannt hätten.“ Gelobt wurden auch seine Wohltaten für die Stadtarmen und Initiativen in Sachen Fremdenverkehr – und am Ende tönte eine „Schlummere Wohl“ über das Grab.
Für Bild und Informationen der Dank an: Klubleiter Erwin Weiskirchner, Film & Video Club Kufstein [http://videoclub-kufstein.org/], der an Filmen aus/über Kufstein bis zum Jahr 1990 interessiert ist.
Wer kennt "Lachi Lachi"?
Der Spitzname erinnert so manche Kufsteinerin und Kufsteiner an einen hageren, kleineren Mann, der bis zu seinem Tod im Jahr 1970 mit einem Fotoapparat ausgestattet durch die Stadt zog. Er hielt damit Szenen auf der Straße fest und wurde auch für Porträts angefragt. „Meine Eltern wollten ein schönes Foto von mir haben und gingen deshalb zu dem freundlichen Herrn“, erinnert sich Ilse Buder; das Bild zeigt das Ergebnis. Mit einem „Lachi Lachi“ versuchte er die Menschen zu einem freundlichen Gesichtsausdruck für das Foto zu bewegen, was zu seinem stadtbekannten Namen führte. Vermutlich kam er aus der Ukraine – wobei auch andere Herkunftsländer erinnert werden – und strandete nach dem 2. Weltkrieg im Lager für „Displaced Persons“ auf dem Gebiet des Stadtteiles Weissach, wo er unter dem Namen Uschakow bekannt war. Mit den Jahren wurde daraus die sogenannte „Barackensiedlung“, von wo aus er später nach Eichelwang gezogen ist.
Dazu interessiert uns: Wer kennt Lachi Lachi näher und kann mehr zu dessen Biografie erzählen? Besitzt jemand weitere Fotos von ihm – welche die er gemacht hat aber auch welche die ihn selbst zeigen?
Für das Bild der Dank an: Ilse Buder. Die Informationen stammen aus mehreren Gesprächen.
Harald Pickert: Zeichnungen des KZ-Alltags
Im Frühjahr 1939 besetzten die Truppen des NS-Staates die so bezeichnete „Rest-Tschechei“. Betroffen davon war auch die Druckerei und der Verlag Harald Pickerts. Geboren 1901 und aufgewachsen in Kufstein ging er 1928 nach Leitmeritz (der tschechische Name lautet Litomerice) und übernahm den dortigen Betrieb der Familie. Seine verlegerische und journalistische Tätigkeit veranlasste das NS-Regime, ihn als „Staatsfeind“ einzustufen. Dies führte zur Verhaftung und als "politischer Häftling" war er in den Jahren 1939 bis 1945 in den Konzentrationslagern Sachsenhausen, Mauthausen und Dachau inhaftiert – und kehrte als Überlebender nach Kufstein zurück. Über seine Erlebnisse wollte er nicht sprechen. 2015 fanden seine Nachkommen eine Mappe mit unbekannten Zeichnungen und Grafiken. Harald Pickert fertigte diese im KZ Dachau an, kurz vor der Befreiung durch die Alliierten.
Für Bild und Informationen der Dank an: Hubert Berger
Das erste Taxi Kufsteins
Um 1920 erwarb Anton Mayer (1894–1970) ein Taxi – das erste in Kufstein und das erste seiner Fahrzeuge, zu denen schließlich auch ein Ford-Bus zählen sollte. Das Telefon in der Taxizentrale teilten sich ab den 1930er-Jahren mehrere Unternehmen, reihum wurden die Aufträge ausgeführt. Das Taxiunternehmen Mayer chauffierte die Industriellen der Stadt, organisierte Ausflüge mit dem Bus und beförderte – vor allem ab den 1950er-Jahren, als der Fremdenverkehr in Kufstein einen Aufschwung erlebte – Reisende vom Bahnhof zu den Hotels und Pensionen oder brachte nachts späte Gäste aus den Wirtshäusern nach Hause. Das Taxiwesen entwickelte sich parallel zur Infrastruktur in Tirol. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden überall im Land Straßen gebaut, die Autobahn galt als Versprechen des Fortschritts und der Anbindung an das übrige Europa. Beruflicher Alltag, Freizeit und Urlaubsreisen veränderten sich mit der Möglichkeit, selbst ein Auto, einen Lkw, einen Traktor oder ein Motorrad anzuschaffen. Vielleicht verbinden ja auch Sie Erinnerungen und Geschichten mit Ihrem ersten eigenen Fahrzeug oder haben Fotos davon aufbewahrt …
Für Bilder und Informationen der Dank an: Inge Schöner, Tochter von Anton Mayer, im Bild als Zehnjährige mit ihrer Mutter neben dem ersten Taxi und als Erwachsene am Achensee.
Räume für bildende Kunst
Es waren Nischen, in denen bildende Kunst in Kufstein Platz fand, und mit ihnen werden oft dieselben Personen erinnert, wie die Malerin Sieghilde Pirlo-Hödl. In Vorträgen stellte sie ihre künstlerische Tätigkeit vor, z. B. 1964 in der Kunstschule von Prof. Rosen auf der Festung. Später leitete sie einen kleinen Malerkreis. Dieselben Personen waren z. T. auch in der „Schule für bildende Kunst“ am Edschlößl aktiv, die von Hubert Schweitzer 1981 gegründet wurde. Innerhalb dieser Kreise entwickelte sich die Idee zur Gründung einer Galerie, der Inngalerie, die 1984 eröffnet wurde. Um 1990 waren es wunderliche Zeiten für die bildende Kunst. Davon zeugen Zeitungskritiken zu über 100 Ausstellungen in „Kufstein aktuell“ im Zeitraum 1988 bis 1993. Orte für Kunst waren z. B. der Club Double Six, der Rathaussaal, die Volksbank, das Möbelhaus Gall, ... Doch die beachtlichen Energien „von unten“ konnten über die Dauer ohne öffentliche Unterstützung nicht erhalten werden: Initiativen ermüdeten und Protagonisten zogen weg. Den Schlusspunkt setzte wohl die Schließung der Inngalerie 2004.
Für Bilder und Informationen der Dank an die Erzähler:innen des 2. Erzählcafés: Margareta Langer, Emmerich Litzko, Stephan Obergmeiner und Martin Wagner
Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zur Option gesucht!
1939 schlossen die Diktatoren Hitler und Mussolini das sogenannte Optionsabkommen. Die deutschsprachigen Südtiroler und Ladiner wurden vor die zweifelhafte Wahl, die Option, gestellt, in ihrer Heimat zu bleiben und „treue“ Italiener zu werden, oder ins Deutsche Reich auszuwandern. Da sie in Italien sprachlicher und kultureller Unterdrückung ausgesetzt waren, optierten etwa 86 % für eine Umsiedlung. Letztendlich wanderten etwa 75.000 Menschen tatsächlich ins Deutsche Reich aus, viele davon in die Ostmark, wie Österreich damals hieß. Einige kamen nach Kufstein und fanden hier eine neue Heimat. Ihre Geschichten sollen ins derzeit entstehende Buch zur Geschichte Kufsteins im 20. Jahrhundert einfließen.Dafür suchen wir aus Südtirol stammende Kufsteinerinnen und Kufsteiner, die bereit sind, einem von Prof. Eva Pfanzelter geleiteten Team des Instituts für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck ihre Lebensgeschichten zu erzählen. Gesucht werden zudem Fotos und Dokumente aus dieser Zeit. Bitte melden Sie sich bei Interesse gerne bei Ulrich Wendl (Ulrich.Wendl@student.uibk.ac.at).Wir hoffen auf Ihre Unterstützung und freuen uns auf Ihre Geschichten!
Für das Bild der Dank an: Archiv Neue Heimat Tirol (NHT)
Von Kufstein nach Kaprun und retour
Bis in die 1920er lässt sich die Idee verfolgen, Strom mit einem gigantischen Wasserkraftwerk in den Hohen Tauern zu produzieren. 1938 erfolgte in Kaprun durch Vertreter des NS-Regimes der Spatenstich. Gegen Kriegsende konnte provisorisch Strom produziert werden. Nach dem Krieg wurde Kaprun eine Art Symbol des Wiederaufbaus, überwiegend finanziert durch Gelder des European Recovery Program (ERP, auch „Marshall-Plan“). Und der Bezug zu Kufstein? Vage sind bisher die Angaben darüber, dass das Zementwerk Lechner die Baustelle beliefert hätte. Gesichert ist hingegen, dass vier Kufsteiner Anfang der 1950er mehrere Saisonen dort „gutes Geld“ verdienten. Anna Zweibrot erzählte, dass ihr Mann sich selbst und ihr ein Fahrrad kaufen konnte und „wenn er mir schon ein Radl schenkt, dann muss ich ihn auch besuchen“. 1950 fuhr sie somit mit dem Rad von Kufstein nach Kaprun – „zurück bin ich aber schon mit dem Postauto gefahren“.Gerade in dieser Zeit verließen einige Kufsteinerinnen und Kufsteiner die Stadt, um auswärts gutes Geld zu verdienen – haben auch Sie eine solche Geschichte oder können Sie von Vorfahren berichten, die eine solche hatten?
Für Bild und Informationen der Dank an: Anna Zweibrot
Ein Kreuz als Symbol für die Nachkriegsgeschichte
Das Kreuz auf dem Bild steht in der Kufsteiner Friedensiedlung und trägt die Inschrift „ПАМЯТКА УКРАЇНСЬКОЇ КАТОЛИЦЬКОЇ СВ МІСІІ 1945“* bzw. „[Andenken an die] UKRAINISCHE KATHOLISCHE HL. MISSION 1945“. Es stammt aus dem Kufsteiner UNRRA**-Lager für Displaced Persons: Menschen, die im Krieg aus ihrer Heimat vertrieben oder verschleppt worden waren, Kriegsgefangene, aber auch jene, die auf Seiten des nationalsozialistischen Deutschland gestanden waren und nicht in ihre Heimatländer zurückkehren wollten. Als das Lager in den 1950er-Jahren aufgelöst wurde, zogen viele der dort verbliebenen BewohnerInnen in die Friedensiedlung. Mit ihnen übersiedelte das Kreuz, das über die Jahrzehnte verwitterte und vor einigen Jahren restauriert und wieder geweiht wurde.
Hinter dem Symbol des Kreuzes verbergen sich zahllose Geschichten vom Leben im UNRRA-Lager und in der Friedensiedlung. Haben auch Sie eine dieser Geschichten zu erzählen oder kennen Sie ein weiteres Symbol in der Stadt, hinter dem mehr steckt, als es auf den ersten Blick scheint?
* „PAMJATKA UKRAJINS’KOJI KATOLYC’KOJI SV MISIJI 1945“
** UNRRA = Nothilfe- und Wiederaufbauverwaltung der Vereinten Nationen
Für Bild und Informationen der Dank an: Marju Jurschick-Bäumel und Raimund Feher
Fern von Europa - Tirol ohne Maske
Das Buch „Fern von Europa“, welches vor 110 Jahren – also 1909 – herausgegeben wurde, versetzte ganz Tirol in Aufregung. Die Person wurde heiß gesucht, die unter dem Pseudonym „Sepp Schluiferer“ diese Schmähschrift verfasste, in welcher die Tiroler als hinterwäldlerisch, dumm und einfältig dargestellt werden.
Wenige Wochen nach dem Erscheinen des Buches wurde der Autor im Dezember 1909 enttarnt und musste vor dem Volkszorn nach München flüchten. Es braucht nicht erwähnt zu werden, dass sämtliche Buchrezensionen in Tirol das Werk in der Luft zerrissen und die satirische Absicht des Autors nicht erkannten, der „ein Volk studiert, an dem die Zeit spurlos vorbeigeht“, wie er im Vorwort schreibt.
Nachdem derzeit an dem neuen Buch „Kufstein im 20. Jahrhundert“ gearbeitet wird, hat es sich das Stadttheater Kufstein zur Aufgabe gemacht, Ereignisse aus dieser Zeit theatralisch umzusetzen. Und dieses Buch hat vor allem das Blut der Kufsteiner in Wallung versetzt.
Für das Bild der Dank an: Tiroler Landesmuseen/Bibliothek des Ferdinandeum
Wasserfest in Akkord und Heimarbeit
„Handwerklich geschickte Frauen und Mädchen“ suchte die Kufsteiner Produktionsstätte der Klepper-Werke per Annonce im „Tiroler Grenzlandboten“ vom 5. März 1966. Die Rosenheimer Firma Klepper stellte seit 1907 Faltboote her, seit 1920 wasserfeste Bekleidung, u. a. für Militär, Bahn und Post. Im Nationalsozialismus als „Gestapo-Mäntel“ zu trauriger Berühmtheit gelangt, erhielten Kleppermäntel nach 1945 wieder ihre neutrale Bedeutung als leichter, luftdurchlässiger Regenschutz. In Kufstein wurden z. B. „Aquastop“-Mäntel und Umhänge produziert, dazu wurden die Schnitteile zuerst zusammengenäht und die Nähte anschließend geklebt. Mehrere Dutzend Frauen erledigten diese Arbeiten im Akkord im Klepper-Werk in der Carl-Wagner-Straße oder stellten die Bekleidung in Heimarbeit her. Beworben wurde die Regenkleidung u. a. mit einem Schaukasten in der Bahnhofshalle.
Haben auch Sie oder jemand aus Ihrem Umfeld für Klepper gearbeitet oder haben Sie für ein anderes Unternehmen Akkord- oder Heimarbeit geleistet?
Für die Fotografie der Dank an: ÖBB GB Betrieb
Feinstes Tafelöl
Mit der industriellen Fertigung entstand der Bedarf, die Waren für den Vertrieb zu verpacken. Eine der Lösungen dafür waren Weißblechdosen und 1908 startete die Firma Pirlo in Kufstein mit deren Produktion. Anfangs waren vor allem Haut- und Schuhcremefabrikanten die Abnehmer. Ab den 1950ern wurde die Lebensmittelindustrie zunehmend bedeutender und suchte Verpackungen für ihre Waren, wie z. B. für das Öl der Marke „Bona“. Im Bild sind 1l- und 2l-Gebinde zu sehen, wie sie für den Hausgebrauch vom Ende der 1960er bis herauf in die Gegenwart (von links nach rechts) produziert wurden. Nur Details änderten sich: Das „O“ im Markenschriftzug wurde voller, die Beschreibung änderte sich von „Tafelöl“ auf „Pflanzenöl“ und die Bildmotive spiegeln die Esskultur. Anfangs werben Schnitzel und Pommes und später Erbse und Karotte. In den gut 50 Jahren ihres Markenlebens fanden „Bona-Dosen“ ihren Platz in vielen österreichischen Küchen und wurden so zu einem alltäglichen Anblick.
Für Bild und Informationen der Dank an: Julius Lüthi
Visionen und Utopien zur Stadt
Wie sich eine Stadt baulich weiterentwickeln kann, diese Frage steht am Anfang jeder Stadtplanung. Welche Antworten darauf in Kufstein gefunden wurden, ist am heutigen Gesicht der Stadt abzulesen. Doch neben den vielen gebauten Ideen gab es im 20. Jahrhundert auch einige Stadtvisionen und utopische Projekte, die aus unterschiedlichen Gründen nicht umgesetzt wurden. Zu den letzteren gehören die Hotelanlage Hohenstaffing, die um 1900 auf dem Thierberg als mondäner Beherbergungsbetrieb mit 200 Zimmern und 18 Salons entstehen sollte, und ein Schlosshotel auf der Festung. Andere Visionen wie das „Neustadt-Proyect“ (Bild) des Künstlers Sebastian Defregger aus derselben Zeit, das u. a. eine repräsentative Häuserzeile am Inn vorsah, wurden Jahrzehnte später in moderner Form aufgegriffen. Wie sich Kufstein verändert hat, welche Pläne umgesetzt wurden und welche Utopien unverwirklicht blieben, ist im Buch „Straßen – Bauten – Plätze“ von Arnold Klotz nachzulesen.
Der Kufsteiner Jahrhundertwinter
Von Februar bis Ende April riesig viel Schnee“, schrieb der Kirchbichler Chronist Andrä Fluckinger über den Winter 1907 im Bezirk Kufstein und führte weiter aus: „14.2. Ungeheuere Schneemassen – wie seit Menschengedenken nicht. Von den Zäunen nur selten ein Zaunstecken zu sehen, eingedrückte Dächer, große Schneeriegl.“ 22 Jahre später litt Tirol unter den tiefsten Temperaturen seit Beginn der meteorologischen Aufzeichnungen, und auch der Februar 1956 brachte eine „Überflutung Mitteleuropas mit sehr kalter Luft“. Temperaturen von unter –28 °C waren die Folge – wahrhaft eisige Zeiten, in denen man besser zu Hause beim warmen Ofen blieb. Vielleicht haben Sie selbst diesen klirrend kalten Februar 1956 erlebt oder Sie können uns von anderen Wintern erzählen, in denen Autos, Büsche und Dächer unter einer dicken Schneedecke verschwanden. Wir suchen den Kufsteiner Jahrhundertwinter und die Erinnerungen und Bilder, die Sie damit verbinden.
Für die Fotos und die Information der Dank an: Regina Götz-Santer und Veronika Spielbichler [https://vero-online.info/wetterkapriolen-sind-nichts-neues-ein-blick-in-die-chronik/]
Der Scham ein Schnippchen schlagen
Im August dieses Jahres stellte die Filmemacherin Ruth Beckermann beim Europäischen Forum in Alpbach unter dem Titel „Begegnungen: Ohne Angst“ fünf KünstlerInnen vor, die im Laufe ihres Lebens bewiesen hatten, dass sie ohne Angst in ihrem Leben Entscheidungen treffen konnten, die auch die Allgemeinheit weiter brachten. Darunter war auch der 66 Jahre alte österreichische Komponist Georg Friedrich Haas, der über den Einfluss des nationalsozialistischen Hintergrunds in seiner Familie und den Auswirkungen auf sein Leben und Schaffen berichtete. Dass er so spät in seinem Leben dazu Stellung nahm begründete er damit, dass auch bei ihm das 4. Gebot („Du sollst Vater und Mutter ehren.“) gewirkt hätte.